Das Voltaire Programm

Hallo!

Ich heiße Elisabeth DESORMEAUX, ich bin Französin und ich habe sechs Monate bei einer deutschen Familie in Deutschland gelebt.

Ich habe am Voltaire Programm teilgenommen.

Am Anfang wollte ich das Brigitte Sauzay Programm machen, das heißt, drei oder vier Monate in Deutschland zu bleiben. Für mich wären sechs Monate in einer fremden Familie zu leben einfach zu viel. Aber als ich in der 10. Klasse war, lernte ich eine deutsche Austauschschülerin kennen, die das Voltaire Programm machte. Dieses Mädchen ist meine Freundin geworden und sie konnte ziemlich gut Französisch sprechen, viel besser als ich, zu diesem Zeitpunkt Deutsch sprechen konnte. Ich war voll Bewunderung. Und sie hat mir erklärt, dass das Voltaire Programm viel besser ist, als das Brigitte Sauzay Programm:

In sechs Monaten hat man mehr Zeit Freunde kennenzulernen, den deutschen Alltag anzunehmen und auf jeden Fall, die Zeit die Sprache fast perfekt zu lernen. Meine Deutschlehrerin und meine Familie waren der gleichen Meinung.

Aus diesen Gründen entschloss ich mich endlich einen Brief an das Voltaire Programm zu schicken. In diesem Moment, glaubte ich keinesfalls, dass diese Erfahrungen mich total verändern würde.

Danach ist alles sehr schnell gegangen. Im Januar bekam ich einen Brief von meiner Austauschpartnerin und im März bin ich dann schon nach Deutschland gefahren.

Meine Deutsche Familie war direkt sehr freundlich und sie schienen froh, mich zu haben. Es hat mich sehr gefreut.

Aber am Anfang hatte ich richtig angst. Ich konnte kaum deutsch sprechen und ich wollte sechs Monate in Deutschland bestehen? Würde ich das schaffen?

„Was hab‘ ich getan? Wie blöd bin ich eigentlich?“ habe ich gedacht.

Aber ich hatte vergessen, dass ich nicht allein war. Meine Gastfamilie hat sich sofort um mich gekümmert, deswegen hatte ich kaum Zeit zu weinen. Es war richtig lieb von ihnen.

Am nächsten Tag war ich schon in der Schule. Ich hatte das Gefühl das alle Blicke auf mir lagen.

„Habe ich etwas Falsches gemacht?  Bin ich anders?“

Auf alle Fälle war der Tag sehr stressig. Ich konnte überhaupt nicht sprechen und ich habe schnell die Namen von meinen neuen Klassenkameraden und Lehrern vergessen. Es waren zu viele Informationen für mein Gehirn.

Aber ich hatte keine Gründe mir Sorgen zu machen; Ich war in der gleichen Klasse wie meine Austauschpartnerin und alle Leute waren sehr nett zu mir. Ich habe leider sehr viel Zeit gebraucht, um das zu merken. Und was auch schwer war, war meine eigenen Freunde zu finden. Ich war immer mit meiner Austauschpartnerin zusammen. Immer. Zu Hause, im Klassenraum, im Unterricht und so weiter. Es war mir kaum möglich, meine eigenen Freunde zu finden. Darum war ich oft traurig.

Dann trat ich einer Schul-AG bei. Da habe ich Basketball und Volleyball gespielt. Ich hatte viel Spaß beim Sport, aber es gab nur Jungen-Mannschaften und ich war total schüchtern.

Ohne meine Bezugspunkte, war ich eine andere Person.

Es hat etwa zwei oder drei Monate gedauert, bis ich besser Deutsch sprechen konnte und mehr Eigeninitiative ergriffen habe. Ich habe ein bisschen mehr mit meinen Kameraden geredet und für sie war ich ein „keck“. Es war lustig.

Ich war einmal pro Woche mit meiner Tutorin in ihrem Französisch Unterricht und ich habe ihr geholfen. Es war wie ein Praktikum! Insbesondere, da ich Sprachlehrerin im Ausland werden möchte.

Am Ende des Schuljahres sind wir in der Projekt-Woche auf Gedenkstättenfahrt gefahren. Wir haben ein Konzentrationslager besucht und viel über die deutsche Geschichte gelernt. Es war sehr interessant für mich.

Dort habe ich viel mit meinen Klassenkameraden gesprochen und gelacht. Ich bin meiner Klasse nähergekommen und dafür bin ich sehr dankbar. Ich habe sogar eine Präsentation über ein Buch, dass ich gelesen hatte, gemacht. Alle haben mir geholfen und mich mit netten Gesten unterstützt. Diese Woche war ohne Zweifel, die beste Woche, die ich während des Programmes in der Schule erlebt habe.

Mein letzter Tag in der Schule wird mir lange im Gedächtnis bleiben; ich habe ein weißes T-Shirt mit vielen Unterschriften und Zetteln darauf bekommen.

Geil oder?

Schlussendlich haben meine Schulkameraden mich nicht gefressen und ich bin am Leben geblieben. Ich habe viel gelernt, und ziemlich gute Noten bekommen (besonders im Sport- und Kunst-Unterricht). Ich habe viele Leute kennengelernt und jetzt eine deutsche Familie, bei der ich Urlaub machen kann.

Warum hatte ich so Angst? Ich bin nicht gestorben oder?

Jetzt bin ich erwachsener geworden. Ich kann leider nicht perfekt deutsch sprechen oder schreiben, aber ich verstehe fast alles, sogar wenn die Leute sehr schnell reden. Ich kann auch Bücher auf Deutsch lesen wie „Twilight“ zum Beispiel. Es ist ein kleiner Erfolg für mich und ich bin stolz darauf.

Das Voltaire Programm war auf jeden Fall die beste Erfahrung meines Lebens. Und es ist schon vorbei.

Sechs Monate sind tatsächlich nicht so lang.

Elisabeth D.

Organisation: Fachschaft Französisch/Frau Jaster

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