Kein Ende in Sicht?

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„Das Ende des Ganzen werden wir höchst wahrscheinlich nicht mehr erleben.“, heißt es bei der abschließenden Besprechung. Eine deprimierende Aussage, wenn man weiß, dass sie sich auf den Krieg in Syrien bezieht. Seit nun schon mehr als sechs Jahren tobt in dem Land in Vorderasien ein verheerender Krieg, der nicht nur die direkten Nachbarstaaten, sondern letztendlich die ganze Welt betrifft. Fast täglich wird in den Nachrichten über Fortschritte oder eben Rückschritte in dem Konflikt in Syrien berichtet, gerade in letzter Zeit hat ein Giftgasangriff in Syrien wieder für Aufregung gesorgt. Da ist es verständlich, dass sich die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Taunusstein das Thema „Krieg in Syrien“ für das diesjährige Wochenendseminar im Fach Politik und Wirtschaft ausgesucht haben.

Am 21. April treffen sich also 16 interessierte Schülerinnen und Schüler der elften und zwölften Klasse sowie zwei Lehrer in einer Jugendherberge in Oberreifenberg, um sich zwei Tage lang intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. Das Seminar beginnt mit einem Vortrag des Gastdozenten Daniel Müller von der HSFK, der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung. Als studierter Politikwissenschaftler und Sozialpsychologe, der im Rahmen seiner Arbeit für die Stiftung schon mehrere Forschungsreisen getätigt hat, ist er Experte für Ägypten, Jordanien, Außen- und Sicherheitspolitik im Nahostkonflikt, regionale Rüstungs- und Abrüstungskontrolle sowie eben auch für das Land Syrien und insbesondere auch den Syrien-Konflikt. Der Vortrag basiert auf seiner Publikation „Fünf Jahre Krieg in Syrien“, die auf der Seite der HSFK für alle einsehbar ist. Innerhalb einer guten Stunde fasst der wissenschaftliche Mitarbeiter der HSFK den Ist-Zustand, den Verlauf des Krieges, die beteiligten Konfliktparteien – regionale sowie internationale -, ebenso wie die unterschiedlichen Konflikte und die Bemühungen hinsichtlich eines Friedensvertrages zusammen. Das Referat schließt mit einem kurzen Ausblick für die Zukunft, anschließend steht Herr Müller noch für Fragen bereit.

Nach dem Impulsreferat liegt es an den Schülern, zu entscheiden, welche Themen sie hinsichtlich des Syrien-Konfliktes gerne weiter vertiefen möchten. Letztlich entstehen daraus vier Arbeitsgruppen, die noch bis spät abends an der Recherche ihrer Aufgabe arbeiten. Nach einer relativ kurzen Nacht (in der auch nicht unbedingt viel geschlafen wird), wird die Arbeit am nächsten Morgen ab neun Uhr fortgeführt. Die gesammelten Informationen sollen nun zu Wandzeitungen zusammengefasst werden, die dann auch später in der Schule ausgestellt werden sollen. Die Arbeit an den Plakaten dauert zwar etwas länger als geplant, jedoch sind nach dem Mittagessen alle bereit, ihr Thema der übrigen Gruppe zu präsentieren.

Sinnvollerweise beginnt jene Gruppe, die sich mit dem Staatensystem im Nahen Osten beschäftigt hat. Die Anfänge der unterschiedlichen Staaten zu erkunden, hilft zu verstehen, wie es zu einem Krieg kommen kann, in dem der Regierungschef eines Landes Chemiewaffen gegen sein eigenes Volk einsetzt. Darauf folgt eine Gruppe, die sich mit dem Themenbereich „Sunniten und Schiiten“ beschäftigt hat. Die verschiedenen Konfessionen innerhalb des Islams sind ein wichtiger Faktor für die Streitigkeiten in Syrien, allerdings muss man hier differenzieren. Zwar spielt die Religion eine nicht unerhebliche Rolle in dem Konflikt, jedoch kann man sich auch fragen, inwieweit machtpolitische Interessen hinter konfessionellen Grundsätzen verborgen sind. Ein  Teil der Gruppe präsentiert zudem Ergebnisse zur Recherche des Saudi-Arabien-Iran Konflikts. Die beiden Länder, die auf den ersten Blick nichts mit Syrien zu tun haben, tragen schon seit längerem einen Stellvertreterkrieg in Syrien und auch anderen asiatischen Staaten aus. Eine dritte Gruppe stellt ihre Ergebnisse zur Recherche des Themas „Terrororganisation Islamischer Staat vor“. Hierbei geht es darum, darzustellen, wie eine Terrororganisation, die aus der entmachteten irakischen Armee entstanden ist, sich zu einer Gruppe entwickeln konnte, die derzeitig die ganze Welt in Angst und Schrecken versetzt. Abschließend folgt ein Vortrag der Gruppe, die sich mit Friedensverhandlungen im Syrienkonflikt auseinandergesetzt hat. Um zu verstehen, warum drei der Genfer-Friedenskonferenzen bereits gescheitert sind, muss man sich die schwierige Lage in Syrien erst einmal bewusst machen.

Nach einem wirklich arbeitsreichen Tag versammeln sich die Schülerinnen und Schüler mit den Lehrern noch ein letztes Mal, um ein Fazit aus dem Wochenende zu ziehen. „Das Thema ist unwahrscheinlich komplex, selbst nach der intensiven Arbeit können wir höchstens einen Bruchteil des Ganzen verstehen.“, heißt es da zum Beispiel. Insgesamt fällt das Fazit jedoch sehr positiv aus. Allen Teilnehmern hat es wirklich Spaß gemacht, die Zeit war vielleicht sogar zu kurz. Auf jeden Fall besteht Interesse an einer baldigen Wiederholung eines solchen Seminars. Eine Schülerin äußert abschließend: „Das ist wie mit der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“, und möchte damit ausdrücken, dass die Geschichte sich ständig wiederholt. Vielleicht sollte uns das alle einmal zum Nachdenken anregen.

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