Planspielwoche im Gymnasium Taunusstein

Der zwölfte Jahrgang des Gymnasium Taunusstein nahm auch dieses Jahr in der letzten Schulwoche wieder an einem Planspiel teil. Unterteilt in die zwei möglichen Spiele Ecoland, einer Staatssimulation, Wiwag, einer Unternehmenssimulation, und der alles kommentierenden Presse lernen die Schülerinnen und Schüler, wie ein CEO, Kanzler oder Familienkopf zu denken und zu handeln.

 

Der erste Tag begann mit einer PowerPoint, die Gründe aufwies, warum die Planspielwoche etwas ist, an dem es sich teilzunehmen lohnt. Neben dem Umstand, dass es gratis Wasser, Gast-WLAN und ein Kuchenbuffet gibt und natürlich keine normalen Unterrichtsstunden, wird nämlich jeder Schüler herausgefordert. Anstatt für Klausuren zu lernen, spielen Schüler nämlich eine Rolle und anstatt Ordnern wird der eigene Laptop mitgebracht.

In Ecoland gibt es eine Regierung, Haushalte und Unternehmen. Unterstützt durch die Ernst Schmidheiny und Joachim Herz Stiftung lernen die Teilnehmenden in diesem Planspiel volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge und müssen dabei besonders auf die Balance zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit achten. Alle Beteiligten dürfen einmal pro Tag Gesetzesvorlagen einreichen, um ihre eigenen Interessen voranzubringen. Die der Unternehmen sind der Vertrieb ihrer Hawaiihemden oder Wasserstoffzüge, für die sie in einer kreativen Aufgabe auch einen Werbespot kreierten. Die Haushalte, die mit wenig Kapital starten, organisieren an einem Tag einen Streik, welcher sogar mit einer Durchsage begleitet wurde. Die Regierung, welche Entscheidungen über den Umgang mit dem Geld und die Umsetzung ihrer Projekte trifft, drehte zusätzlich einen Wahlwerbespot.

In den einmal pro Tag stattfindenden Parlamentssitzungen zählten erneuerbare Energien, Reichensteuer und soziale Leistungen zu den am häufigsten behandelten Themen. Dabei kam es manchmal zu sehr intensiven Diskussionen und  einer so großen Spannung, dass Forderungen nach dem Sturz der Regierung laut wurden, wobei der Kanzler das Misstrauensvotum nach einem guten Geschäftsjahr überstand. Von den Gesetzesentwürfen bis hin zu Staatsausgaben, Simulationen und Nachrichten läuft mittlerweile alles komplett digital. Dabei gibt es so viele Zahlen und Daten, dass es ein bisschen dauert, bis man sich damit zurechtfindet, doch später bilden die genauen Angaben eine sehr gute Grundlage für das weitere Vorgehen und Nachfragen, besonders für die Presse. Diese veröffentlicht täglich Artikel, die über die Parlamentssitzungen oder andere interessante Nachrichten aus Ecoland berichten. Das Planspiel forderte also neben Kreativität auch marktwirtschaftliches Denken, ökologisches Bewusstsein und die Überzeugungskraft heraus und war für alle eine lehrreiche Erfahrung.

(Eliza Scheidig)

Im zweiten Planspiel mit dem Namen Wiwag versuchten sich die drei Spielgruppen daran, den Kapitalismus am eigenen Leib zu erfahren. In jeder Spielgruppe war es die Aufgabe von vier Unternehmen, sich am Markt zu behaupten. Bevor man aber mit der Arbeit beginnen konnte, musste man sich auf ein Produkt einigen, das man produzieren und bewerben wollte. Neben Solarmodulen, Parfum und Glätteisen war alles dabei, was in einem Preissegment von etwa 100€ lag. Man einigte sich dann in der einen Gruppe auf Rucksäcke, in der anderen auf multifunktionale Roboter und schließlich in der dritten, wie es sich für eine Schule im RTK gehört, auf Premiumwein.

Dann ging es daran Name, Logo und Konzept sowie Philosophie des eigenen Unternehmens zu entwickeln. Und weil das zu langweilig wäre, wenn jedes Unternehmen so vor sich hinarbeiten würde, begleitete eine Pressegruppe, bestehend aus einem Team von zwei Leuten, jede Spielgruppe. Im Gegensatz zu dem „Ökowi“ Planspielen hatte die Presse keinen direkten Einfluss auf die Zahlen der Unternehmen, dafür konnten sie aber das Spiel auflockern und mit ihren Artikeln den Schüler*innen Spaß bereiten. Während also die CEOs, CCOs und CMOs (nein, Sie müssen nicht wissen, was das heißt. Es handelt sich um Geschäftsführende, Kommunikationskoordinierende und Marketingleitende), ausrechneten, welche Zahlen sie auf der Website eingeben werden und welche Entscheidungen sie treffen werden, da schrieb die Presse was das Zeug hielt. Finanzberichte, Kritiken und satirische Auseinandersetzungen mit den einzelnen Personen der Unternehmensvorsitze.

Aber es wurde auch inhaltlich konkret. Beispielsweise lernten die SuS in ihrer Rolle des Unternehmensvorstands, was die vier Ps des Marketings sind und wie sich unter anderem Entlassungen, Investitionen in nachhaltige Produktionsmittel und Marketingausgaben in In- und Ausland auf Unternehmen auswirken können.

Und wer weiß, vielleicht wurde hier einigen das Interesse geweckt, ein eigenes Unternehmen zu Gründen. Selbst wenn nicht, so haben alle mal relativ realistische Einblicke in die Arbeit eines Unternehmensvorstandes bekommen.

(Lina Guttzeit)

 

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