Projektwoche: Lernen einmal anders

„Dass wir einmal Pause machen konnten, wann wir wollten, war schon toll“, so Madlen und Jonas, Teilnehmer des Projektes „Wir schreiben ein Buch“, mit dem sich eine Gruppe aus der Jahrgangsstufe 6 in der vergangenen Woche am Gymnasium Taunusstein beschäftigt hat: 25 Schülerinnen und Schüler schrieben hier , unter der Leitung der Lehrerinnen Wiebke Kunz und Ulrike Neumann, eigene Geschichten, teils spannend, teils rührend, traurig oder gruselig. Entstanden ist ein bunter Mix, der letztlich auf CD gebannt, den Schülern aber auch gebunden zur Verfügung steht und am Freitag allen Besuchern zum Lesen ausgelegt wurde.

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Mit einem ähnlich literarischen Projekt beschäftigte sich auch eine weitere Gruppe aus der sechsten Jahrgangsstufe: Hier wurden bereits bekannte Gedichte parodiert, Akrosticha, „Elfchen“ und andere Eigenkreationen verfasst, illustriert und ebenfalls zur Lektüre für die Besucher ausgelegt. Auch ältere Jahrgangsstufen, so zum Beispiel Schülerinnen und Schüler aus dem 11. Jahrgang, waren poetisch tätig. Sie präsentierten am Ende der Woche einem literarisch interessierten Publikum die Ergebnisse ihrer poetischen Schreibexperimente.

Einen anderen Ansatz, sich dem Thema „Buch“ zu nähern, wählte die Gruppe von Birgit Blaschko und Andreas Meusel: Hier bastelten Kinder der 6. Klassen „Bücherkisten“: Eine Szene eines Buches ihrer Wahl, das sie der Gruppe vorstellten, wurde dreidimensional gestaltet und in einer Kiste oder einen Karton präsentiert.

Doch nicht nur Literarisches stand im Fokus der Projektwoche: Unter der Leitung von Philipp Schefzyk erfuhren die Schülerinnen und Schüler seiner Projektgruppe aus dem 11. Jahrgang etwas über Krypotographie – oder die Kunst, Texte oder Botschaften zu encodieren oder zu entschlüsseln. Dass dabei die Köpfe auch manchmal rauchten, gaben einige der Teilnehmer gerne zu, „aber trotzdem war es unheimlich interessant“, so das Feedback.

Auch geschichtliche Themen, Kunst und Natur wurden in einzelnen Projekten bearbeitet.

So konnten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 7 auf „Zeitreise“ ins Mittelalter oder ins alte Rom gehen. Unter der Leitung der Lehrkräfte Alexandra Collenbusch, Frauke Guntrum, Henning Blume sowie Mirijam Schatz und Philipp Völger entstand in der Nähe des Amphithaters der Schule ein mittelalterlicher Kräutergarten mit einer von den Schülerinnen und Schülern selbstgezimmerten Bank, die dort zum Verweilen einlädt. „Ohne die tatkräftige Unterstützung unserer Hausmeister hätten wir das nie geschafft“, sagt Frauke Guntrum und spricht – wie auch Alexandra Collenbusch – damit auch gleichzeitig dem Taunus Blumenhaus in Bleidenstadt ihren Dank aus, dessen Besitzer dem Projekt Blumen und Pflanzen im Wert von 200.- Euro für 60.- Euro überlassen haben. Auf die Frage, welche Projekte den Kindern am Ende der Woche am besten gefallen haben, hört man deshalb auch immer wieder die Antwort: “Der Kräutergarten und das Hörspiel“.

Gemeint ist „Der Fluch der Alten Oper“, als Hörspiel in Szene gesetzt von einer Projektgruppe der Jahrgangsstufe 6 unter der Leitung von Gabriele Uhl und Ernst Udo Rhein. „Das war gruselig!“, so ein Schüler, dem die 45-minütige Vorstellung sichtbar gefallen hat.

Wer nach diesen 45 Minuten Hunger verspürte, konnte sich wieder auf Zeitreise begeben und in einem von Ann Fritsch, Sabine Horbach und Oliver Dick geleiteten Projekt der 6. Jahrgangsstufe zum Thema „Essen im Mittelalter“ kulinarisch mit Käsebällchen, „Opferbrot“ und Hackleisch verwöhnen lassen.

Geschichtliches bot auch das Projekt von Verena Schneiders, die mit ihrer Gruppe die Arbeitsergebnisse der Schüler zum Thema Industrialisierung präsentierte.

Boten Musikerkollegen das Hörbuch, so bot die Kunst Projekte zum Bücherbinden und zu Kalligraphie an. Unter der fachmännischen Leitung von Gertrud Kopp, Tanya Gotta-Leger und Frank Schwieder wurden Bücher selbst gebunden und mit Einband versehen; Nina Blinne zeigte in ihrem Projekt „ihren Mädels“, wie man Techniken der Kalligraphie anwenden kann. Die Ergebnisse beider Projekte wurden natürlich ebenfalls ausgestellt und fanden viel Bewunderung und Applaus.

In der Jahrgangsstufe 8 drehten sich die Projekte um das Thema „Gesundheit und gesunde Ernährung“. Die Schülerinnen und Schüler sahen u.a. ein Theaterstück zum Thema Essstörungen und es entstanden informative Plakate zu den Themen Bulimie, Magersucht oder Binge-Eating. Auch die Gefahren des Alkoholismus wurden den Schülerinnen und Schülern durch einen speziell dafür geladenen Referenten vor Augen geführt und sie lernten, wie man sich gesund ernährt, indem alle zusammen ein gesundes Frühstück zusammenstellten und einnahmen.

Während sich die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 5 auf Klassenfahrt befanden, beschäftigten sich ihre Schulkameraden aus den 9. Klassen auf ihren „Gedenkstättenfahrten“ nach Buchenwald und zu Point Alpha mit ernsteren Themen, die sie auf Plakaten und mit Filmen am Ende der Woche präsentierten. So berichteten sie über das Jungend-KZ Uckermark, in dem „ unerziehbare“ Jugendliche oder Kinder, deren Eltern Nazi-Gegner waren, oft jahrelang inhaftiert und gepeinigt wurden – auch wenn ihre Religion, Rasse oder ihre Gesundheit nicht den „Anforderungen“ der Nazis entsprach. So wurden auch Menschen mit Behinderung Opfer der Nazi-Mörder, zum Beispiel in Buchenwald.

Am ehemaligen amerikanischen Grenzstützpunkt Point Alpha, der an der Grenze zwischen BRD und DDR erbaut worden war, erfuhren die Schüler etwas über Verfolgung, Spitzelei und Mord im Namen des DDR-Regimes: “Wir hatten schon Spaß auf der Fahrt im Bus“, lässt sich eine Schülerin vernehmen, „doch als wir dann da waren und wussten: hier, wo wir jetzt stehen, sind so viele Menschen gestorben, da war die Stimmung gedrückt. Die Menschen, die die Flucht versuchten, hatten keine Chance.“ „ Fast 38.000 Menschen starben bei dem Versuch, über die Grenzanlagen mit Tretminen und scharfen Hunden zu fliehen – und diese Zahl ist eventuell noch viel zu niedrig“, erklärt ihre Mitschülerin sichtbar entsetzt: „Überall hatte man Angst. Das ist für uns kaum zu verstehen. Die Überlebenden, die heute ihre Akten einsehen, haben oft noch die Angst herauszufinden, dass selbst der beste Freund sie bespitzelt haben könnte.“

Ein Projekt über das Leben und die Geschichte der Sinti und Roma in Europa der Jahrgangsstufe 11 ergänzte diese beiden ernsten Themen und versuchte zu dokumentieren, wie wenig die Menschen zum Teil noch heute über Sinti oder Roma wissen und welche Vorurteile man ihnen gegenüber hat.

Wie in jedem Jahr führte die Jahrgangsstufe 12 die softwarebasierten Planspiele „Ökowi“ und „Wiwag“ durch, bei denen die Schülerinnen und Schüler die Ideen eines kooperativen sozial-ökologischen Modells bzw. mit der wettbewerbsorientierten Unternehmensführung in einer öko-sozialen Marktwirtschaft kennenlernen.

Am Ende der Woche waren zwar alle, die in die Projekte eingebunden waren, erschöpft, aber alle waren mit den Ergebnissen, dem Lernzugewinn aber auch dem Spaß, den einzelne Projekte machten, sehr zufrieden. Am stolzesten waren die Schüler, die ihren Mitschülern, Lehrern und Eltern zeigen konnten, was in ihnen steckt.

U. Neumann

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