Diktaturen und die Gefahr, ihren Parolen zu unterliegen, gibt es damals wie heute. Dass Ödön von Horváths Erzählung nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat, zeigt die Inszenierung der Theatergruppe der Jahrgangsstufe 12 (Q2) am Gymnasium Taunusstein.
In einem minimalistisch gehaltenen Bühnenbild entfaltet sich innerhalb von etwa 60 Minuten eine Geschichte über Intoleranz, Vertrauensbruch, Diebstahl, Mord und falschen Verdacht.
Da die Geschichte SchülerInnen und Lehrer als Protagonisten hat, bietet sie sich für die DarstellerInnen der Theatergruppe natürlich an. Die SchaupielerInnen des Grundkurses Darstellendes Spiel unter der Leitung von Anne Wen, die zum Teil mehrere Rollen sowie die inneren Stimmen und Gedanken der vorgestellten Personen verkörpern, bespielen dabei nicht nur die Bühne, sondern sie bewegen sich auch durch das Publikum, das auf den Widerstand gegen Parolen und Hetztiraden aufmerksam gemacht werden soll. Gleichzeitig zeigt sich auf erschreckende Art und Weise, wie schnell und einfach viele Menschen solchen erliegen: Blaue und weiße Overalls, die die DarstellerInnen tragen, zeigen die Gleichschaltung auf politischer und gedanklicher Ebene, eine Gesellschaft, in der für Andersdenkende und ”Außenseiter” kein Platz mehr ist.
Wer ist am Ende Opfer des Systems und Opfer der Intrigen? N, T oder Z? Dass die Charaktere bereits bei von Horvath keine Namen tragen, zeigt eindringlich, wie jeder zum Täter aber auch zum Opfer werden kann.
Eine spannende Geschichte und die überzeitliche Herangehensweise der Schauspielerinnen machen den Besuch des Theaterstücks zu einer Erfahrung, die erschüttert und nachdenklich macht.