Unser Schüleraustausch nach Chile

Unser Schüleraustausch nach Chile 

Von Aaron Kretschmer und Kjell Dube 

Letztes Jahr wurde ich von meiner Spanischlehrerin, Frau Fritsche, gefragt, ob ich mir einen Schüleraustausch nach Chile vorstellen kann. Ich war mir zuerst ein wenig unsicher, doch dann habe ich meinen Freund Kjell gefragt, ob er auch Lust hat mitzumachen. Obwohl Kjell noch nie Spanischunterricht hatte, hat er direkt zugesagt, woraufhin wir den Austausch gemeinsam organisiert haben. Zuerst haben die chilenischen Austauschschüler uns für 6 Wochen in Deutschland besucht. Wir hatten eine tolle Zeit mit ihnen und haben uns darum natürlich auch sehr auf den Gegenbesuch diesen Sommer gefreut.  

Einen Monat vor den Sommerferien ging es dann für uns los. Nach einem sehr langen Flug kamen wir in Santiago de Chile, der Landeshauptstadt, an. Dort wurden wir von unseren Gastfamilien abgeholt und sind in unser neues Zuhause gefahren. Allerdings war es sehr kalt, da Chile auf der Südhalbkugel liegt und Winter herrscht, wenn bei uns in Deutschland Sommer ist. Santiago ist eine riesige Stadt mit etwa 7 Millionen Einwohnern. Viel größer als alles, was Kjell und ich bis dahin gesehen hatten. Außerdem liegt sie direkt an den Anden und man kann von fast überall in der Stadt die beeindruckenden Berge sehen. Als wir dann in unserem neuen Zuhause ankamen, waren wir beide wegen des Jetlags sehr müde und sind früh schlafen gegangen. Was uns jedoch direkt aufgefallen ist, war die Herzlichkeit, mit der wir aufgenommen wurden. Wir haben kleine Willkommensgeschenke bekommen und konnten uns erst einmal einrichten. In Chile hat die Familie einen sehr hohen Stellenwert und man versucht immer so viel Zeit wie möglich zusammen zu verbringen. Wir haben beide gemerkt, dass sich alle sehr gut leiden können und immer eine lockere und entspannte Stimmung Zuhause und auch beim Essen herrscht. Insgesamt wird viel gelacht und sich nicht zu ernst genommen. Gegessen haben wir immer zusammen als Familie und das auch nicht schlecht. Bei den Chilenen gibt es immer viel Fleisch und Fisch und auch passend dazu immer einen Salat mit diversen Beilagen. Um ehrlich zu sein: ich vermisse das Essen… Auch die Kommunikation hat sehr gut geklappt, da unsere beiden Familien gut Deutsch gesprochen haben. Am Anfang war es extrem schwer, das Spanisch der Chilenen zu verstehen, da sie sehr schnell reden und einige Eigenheiten haben, wie zum Beispiel Endungen von Wörtern wegzulassen. Mit der Zeit habe ich jedoch immer mehr verstanden. In den folgenden Tagen haben unsere Familie uns dann die Stadt gezeigt. Wir haben Ausflüge unternommen, sind in die Schule gegangen und haben unsere Gastfamilien besser kennengelernt. Kjell und ich haben die Deutsche Privatschule Sankt Thomas Morus, direkt in der Stadtmitte, besucht. Manche Fächer werden auf Deutsch unterrichtet und manche auf Spanisch. Auch einige Lehrer aus Deutschland unterrichten dort. Schulstart ist etwas später als bei uns, nämlich um 8:20 Uhr. Dafür haben die Chilenen allerdings fast jeden Tag bis 17 Uhr Schule. Die meisten gehen danach noch in eine AG oder trainieren in einem Sportteam. Unsere beiden Austauschschüler spielen zum Beispiel Volleyball im Schulteam. Der Unterricht an sich ist allerdings etwas anders als in Deutschland. Lehrer und Schüler gehen sehr freundlich, fast familiär, miteinander um und begrüßen sich nicht selten mit einer Umarmung oder einem Handschlag. Das sorgt für ein sehr gutes und entspanntes Lernklima. Wir haben beide gemerkt, dass die Chilenen gerne in die Schule kommen. Abgesehen davon ist der Unterricht aber ähnlich strukturiert wie in Deutschland. Kjell und ich haben uns auch schnell sehr gut mit unseren Klassenkameraden verstanden und so viele neue Freunde gefunden. Unsere Familien haben es uns sogar möglich gemacht, unsere Hobbies in Chile weiter auszuüben. So hat meine Gastfamilie extra ein Kampfsport-Gym und Kjells Familie ein Fitnessstudio gefunden, wo wir trainieren konnten. Nach 2 Wochen gab es dann Winterferien. Ich bin mit meiner Familie in den Süden von Chile gefahren, während Kjell in Santiago geblieben ist. Chile ist das längste Land der Welt und hatkomm deswegen eine sehr große Vielfalt von Klimazonen. Santiago liegt etwa in der Mitte des Landes. Dort ist die Temperatur über das Jahr etwas wärmer, aber vergleichbar mit Deutschland. Je weiter man von Santiago in den Süden geht, desto kälter wird es und je weiter nördlich man geht, desto wärmer wird es. Im Norden von Chile liegt die trockenste Wüste der Welt, die Atacama-Wüste. Im südlichsten Teil Chiles wird es sehr kalt und es gibt Gletscher, Seen und Vulkane. Ich bin mit meiner Familie etwa 800 km in den Süden an den Lago Villarica und den gleichnamigen Vulkan gefahren. Dort waren wir unter anderem an dem Vulkan Wandern und Angeln. Gegen Ende der Ferien kam ich wieder zurück nach Santiago, denn Kjell und ich hatten beim Deutsch-Chilenischen-Bund (über den der Austausch lief) eine einwöchige Tour in die Atacama-Wüste gebucht. Dieser Trip war nur für deutsche Austauschschüler. Nach 4 Wochen in Chile hat es mal wieder ganz gut getan, sich mit anderen Deutschen zu unterhalten und über die Erfahrungen des Austauschs zu sprechen. In der Wüste haben wir sehr viel erlebt. Am zweiten Tag hatten wir einen freien Vormittag, woraufhin Kjell und ich uns Fahrräder ausliehen und eine kleine Tour durch die Wüste unternommen haben. Auch haben wir einige Sehenswürdigkeiten, wie das Mondtal, die Geysire und Lagunen mit Flamingos zu Gesicht bekommen. Das Highlight der Tour war aber ohne Frage das Sandboarding, bei dem man -wie beim Snowboard- fahren- mit einem Brett die Dünen hinunterfährt. Nach dieser spannenden Woche sind wir wieder zurück nach Santiago geflogen. Zurück in der Hauptstadt, machten wir noch einige Ausflüge, besuchten die Malls und verbrachten einige letzte Tage in der Schule. Doch dann stand unser Rückflug nach Deutschland kurz bevor und wir mussten uns von unseren Gastfamilien verabschieden. Das war alles andere als leicht, da wir so viel Zeit mit ihnen verbracht hatten und uns an das Zusammenleben gewöhnt hatten. Doch natürlich haben wir uns auch auf unsere Familien und Deutschland gefreut. Nach 6 Wochen in Chile stiegen wir also wieder ins Flugzeug und sind nach einem erneuten sehr langen Flug wieder in Frankfurt gelandet. 

 

Insgesamt können wir beide sagen, dass wir sehr froh sind, den Austausch gemacht und diese einmalige Gelegenheit genutzt zu haben. Wir haben uns in Chile bei unseren Gasfamilien wie zuhause gefühlt und außerdem beide so viele nette Leute kennengelernt, schöne Orte besucht, neue Erfahrungen gemacht und vor allem Freunde gefunden. Es war wirklich ein Erlebnis, in eine so andere Kultur am anderen Ende der Welt einzutauschen und diese schließlich auch zu leben.  

 

(Wer sich nun für diesen tollen Austausch interessiert, wendet sich bitte an Frau Roth! 

t.roth@gymnasium-taunusstein.de

 

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