Weihnachtsbäckerei mal anders

Aktion „Plätzchen backen für und mit Flüchtlingskindern und -jugendlichen in Taunusstein“

Theoretisch kennen wir nun die Hintergründe des Syrien-Konflikts. Wir haben auch die Folgen dieses Konflikts und anderer Konflikte im Politik und Wirtschaftsunterricht durchgenommen. Haben das Für und Wider des Dublin Abkommens diskutiert und uns über die Lage der Flüchtlinge auf der Balkan-Route und vor Ort in Deutschland informiert. Soweit die Theorie.

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Praktisch können wir nicht nachempfinden, was es bedeutet ein Flüchtling zu sein. Aber wir wollen den Flüchtlingen vor Ort zeigen, dass wir sie willkommen heißen; wollen ihnen unsere für sie doch sehr fremdartige Kultur näher bringen. Was bietet sich besser an als eine typisch deutsche Tradition der Vorweihnachtszeit? Das Plätzchenbacken. Auch wenn die Flüchtlinge meist keine Christen sind – was spielt das schon für eine Rolle? Plätzchen schmecken doch allen: Christen, Muslimen, Buddhisten; allen Menschen unabhängig ihrer Religionen. Das können wir also tun – praktisch. Ein erster Schritt. Ein Kontakt. Uns kennenlernen, alles andere um uns herum für einen Moment vergessen, gemeinsam backen und essen.

Am Dienstag, 8.12.2015 ist es soweit. Wir wollen gemeinsam backen. Alles ist organisiert. Die Bäckerei Huth stellt ihre Räume und alles weitere zur Verfügung. Herr Lenz von der Bäckerei ist heute unser „Vorarbeiter“. Der Förderverein des Gymnasium Taunussteins hat ebenfalls dieses soziale Engagement der Schülerinnen und Schüler unterstützt. Das Fernsehen ist da (Hessischer Rundfunk), das Radio (hr4), die Presse (Aarbote, Wiesbadener Kurier, Das Wochenblatt). Wir stehen bereit. Hände gewaschen, Schürzen um und Hut auf dem Kopf. Wir warten. Alles ist – wie gesagt – organisiert. Eigentlich. Aber es kommen keine Flüchtlingskinder. Wo bleiben sie nur? Alles sollte reibungslos klappen. Vor Ort gibt es aus unerklärlichen Gründen wohl doch keine Transportmöglichkeit. Die Aktion scheint zu platzen. Ratlosigkeit.

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Ungewöhnliche Situationen bedürfen ungewöhnlicher Lösungen. Spontan wird beschlossen, die Flüchtlingskinder und –jugendlichen selbst abzuholen. Als wir bei der Silberbachhalle ankommen, werden wir sehnsüchtig erwartet. Alle stehen vor der Tür und freuen sich so unglaublich uns zu sehen. Allein das war es schon wert. Mit erwartungsvollen und freundlichen Blicken begegnen wir uns, wir versuchen uns vorzustellen. Mustafa, Saide, Mohammad. Sie kommen aus Afghanistan, dem Irak, Syrien. Die Kinder sind voller Vorfreude, man merkt es ihnen an.

Endlich kann es losgehen. Die Backöfen sind bereits auf Betriebstemperatur, die Teige und Förmchen liegen bereit. Es soll Vanillekipferl, Spritzgebäck und Mürbeteig zum Ausstechen geben. 15 Flüchtlingskinder und –jugendliche im Alter von circa vier bis 16 Jahren treffen auf 22 Schülerinnen und Schüler des PoWi Grundkurses der Q3. Verständnisschwierigkeiten? Fehlanzeige. Von nun an wird sich mit Händen und Füßen verständigt, es werden Plätzchen ausgestochen und dekoriert, genascht und herum gealbert. Die Presse ist mittendrin und lässt sich von der Atmosphäre nur allzu gerne anstecken. Khaled, der Übersetzer hilft, wenn es doch mal nicht klappt mit der Kommunikation.

Nach einiger Zeit liegt endlich Plätzchenduft in der Luft . . . Nun werden die Plätzchen in Tütchen verpackt. Die Kinder haben selbst etwas gebacken. Sie sind stolz und schwer bepackt mit mehreren Tüten und es ist sogar noch einiges übrig. Frau Lindhout wird die restlichen Tütchen zur Silberbachhalle bringen und dort verteilen. Aber da war noch was. Endlich können wir unsere Schokoschneemänner mit liebevollen Grußbotschaften unsererseits und den Luftballons an die Kinder und Jugendliche übergeben. Es ist nur eine Geste. Wir wollten nicht mit leeren Händen kommen. Die Schokolade sollte das Eis zum Schmelzen bringen. Das war aber gar nicht nötig. Nichtsdestotrotz kamen die Schokomänner und Luftballons natürlich sehr gut bei den „Jungbäckern“ an. Alle sind glücklich. Alle.

Willkommen in Deutschland! Schön, dass Du hier bist.

Wir danken der Bäckerei Huth, dem Förderverein des Gymnasiums Taunusstein sowie dem Arbeiter Samariter Bund für deren freundliche und unkomplizierte Unterstützung unserer Initiative. Mögen sich viele Nachahmer finden.

Politik und Wirtschaft Grundkurs Q3 &

Frau Dr. Alexandra Lindhout

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