An die Durchsage „Der diensthabende Schulsanitäter bitte ins Sekretariat kommen!“ haben wir uns bereits gewöhnt. Der schuleigene Schulsanitätsdienst, der von Schülerinnen und Schülern gestemmt wird, kümmert sich um Verletzte mit Unwohlsein, aber auch mit einem gebrochenen Arm, bis der Rettungsdienst in der Schule eintrifft, falls dies nötig sein sollte. Ein kleines Unbehagen tritt dennoch auf, wenn es heißt: „Alleverfügbaren Schulsanitäter bitte ins Sekretariat kommen!“
Für die diensthabenden Schulsanitäter begann es wie ein ganz normaler Schultag – ihre Hilfe wird täglich benötigt: Eine Schülerin hatte sich am Fenster eine stark blutende Kopfwunde zugezogen und wurde von den Schulsanitätern behandelt. Kaum war sie von ihren Eltern abgeholt worden, wurde ein Schüler gebracht, der über starke Schmerzen im Bauch klagte. Hinzu kamen Schonhaltung und kalte Schweißausbrüche – schnell wurde den Schulsanitätern durch seine Symptome, Haltung und Beschwerden klar, dass hier eine Blinddarmentzündung vorliegen könnte. Daraufhin wurden ein Rettungswagen und die Eltern des Patienten alarmiert. Es folgten zwei Einsätze mit den Symptomen einer leichten Erkältung und Übelkeit – angesichts der Coronapandemie Fälle für den Isolierraum. Die Schulsanitäter wollten gerade zurück in den Unterricht gehen, als plötzlich fünf aufgeregte Fünftklässler in das Sekretariat gerannt kamen. Sie wollten für ihre Mitschüler Kühlpacks haben und erzählten den Schulsanitätern und der Sekretärin aufgeregt und völlig außer Atem, dass ihr Sportlehrer sie geschickt habe. Dieser berichtet, dass er im Rahmen des Sportunterrichts mit seinen Schülern im Wald „Capture the flag“, (oder wie die SuS es nennen: „Ketchup the fleck“ J ) gespielt habe, wobei die Schülerinnen und Schüler sichtlich Freude und Spaß hatten – unwissend, dass in der Pause wohl jemand an einem Wespennest herumgestochert hatte. Ahnungslos spielten die Fünftklässler in der Nähe des Wespennestes und riefen dabei die aggressiv gemachten Tiere auf den Plan. „Der Wespenschwarm war derart angriffslustig, dass mehrere Kinder gestochen wurden und die Wespen uns bis in das Amphitheater bzw. den Schulhof verfolgten“, so der Sportlehrer Henning Wendel.
Gegen 12 Uhr ertönte die Durchsage durch die Lautsprecher unserer Schule, dass alle zur Verfügung stehenden Schulsanitäter bitte sofort ins Sekretariat kommen sollen.
Es fanden sich innerhalb weniger Minuten zehn durch Westen gekennzeichnete und mit Rucksäcken ausgestattete Schulsanis ein, sodass sich je zwei von ihnen gemeinsam um ein verletztes Kind kümmern konnten. Es wurden die persönlichen Daten der Schüler aufgenommen, festgestellt, wo und wie viele Stiche sie hatten, Allergien abgefragt und ihre generellen Werte gemessen. Herr Gotthardt blieb während des ganzen Einsatzes dabei und brachte den Kindern Wasser, da der Sportunterricht und die Aufregung sichtlich anstrengend waren. Den Überblick behielt Simon Huwe, der Leiter des Schulsanitätsdienstes, der sowohl den Zustand der Verletzten im Auge behielt als auch die Einsätze und das notwendige Material koordinierte. Lukas Möhn, Lehrer am Gymnasium Taunusstein lobt: „Aus meiner Beobachtung der Situation mit mehreren Verletzten kann ich sagen, dass die Schulsanitäterinnen und -sanitäter auch für größere Verletztenzahlen von den Johannitern und Frau Stork gut ausgebildet wurden. Wir können uns glücklich schätzen, auf ein so tolles Team zurückgreifen zu können.“ Auch der Sportlehrer lobt: „Ich spreche für mich persönlich und ganz sicher auch für viele meiner Kolleginnen und Kollegen, wenn ich sage, dass es ein Gewinn, eine Entlastung und ein großes Glück ist, dass wir uns in Situationen, wenn Schülerinnen und Schüler schnell Hilfe benötigen, immer auch auf unsere gut geschulte Sanitätstruppe verlassen können.“
Mit Ausnahme von einem Mädchen, die sehr stark auf die Wespenstiche reagierte, konnten alle Kinder nach ausreichender Kühlung und liebevoller Fürsorge der Schulsanitäter zurück in den Unterricht geschickt werden.
Der Schulleiter Herr Gotthardt zeigte sich von Wissen und Empathie der Schulsanitäter beeindruckt und äußerte, dass er sehr stolz sei, so eine fitte Truppe junger Menschen an seiner Schule zu haben, die im Notfall und auch sonst bei allen kleineren Verletzungen sofort, sicher und souverän helfen können.
Die 16 Schulsanitäter freuen sich auf Nachwuchs – in absehbarer Zeit sollen weitere Schüler den SanB2-Kurs über die Johanniter-Unfallhilfe absolvieren und das Team dann verstärken.
Vanessa Ulreich, Edgitha Stork