Wie würden Frauen unter der Herrschaft rechtsextremer Parteien leben? Mit dieser umfangreichen Frage beschäftigt sich Nora Burghard-Arp in ihrem 2022 erschienen Roman „Wir doch nicht“.
Dass uns die mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin und Journalistin am vergangenen Donnerstag besucht hat, um uns einen Einblick in ihren Debütroman zu bieten, war uns eine große Freude.
Dadurch, dass uns die Autorin nicht nur vorgelesen, sondern unter der Moderation von Herrn Ruckes auch viel über den Hintergrund ihres Romans berichtet hat, haben wir einen intensiven Einblick in die Thematik bekommen.
Anschließend wurde uns auch die Möglichkeit gegeben, der Autorin selbst Fragen zu stellen und unsere Erfahrungen mit ihr zu teilen.
Denn die Themen, auf die sich Nora Burghard-Ard konzentriert, regen nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Hinterfragen und Diskutieren an.
Vor allem Gleichberechtigung und Männerprivilegien beschäftigen sie, außerdem greift sie auch Themen wie Abtreibung, sexuelle Gewalt und die Normalisierung von Rechtsextremismus auf. Damit spricht sie hochaktuelle Probleme an.
Bei dem Roman handelt es sich um eine Dystopie, also eine Zukunftsversion, die schlecht und nicht wünschenswert ist. Diese Zukunft spielt in etwa 25 Jahren, in einer Welt, in der Deutschland von einer rechtsextremen Diktatur regiert wird.
Minderheiten und Frauen werden unterdrückt, letztere dürfen nicht mehr arbeiten, sondern haben die Aufgabe, Kinder zu „erzeugen“.
Der Hauptcharakter, Mathilda, ist dabei auf keinen Fall perfekt, sondern eher eine stille Mitläuferin.
Doch als es um ihren eigenen Körper geht, wehrt sie sich und führt illegal eine Abtreibung durch.
Der Autorin ist es wichtig, hervorzuheben, dass jeder das Recht über seinen eigenen Körper hat. Sie kritisiert, dass Abtreibung verboten ist, denn das hieße noch lange nicht, dass diese nicht stattfinde.
Mathildas Leben wird durch die Einschränkungen der Regierung bestimmt. Dabei „sollte jeder so sein können, wie er selbst will“, so die Autorin.
Außerdem lernt Mathilda die Gradwanderung zwischen Eingreifen und Beobachten kennen. Dabei entscheidet sie sich oft dafür, wegzuschauen, solange sie selbst nicht betroffen ist.
Und auch in der Realität passiere das viel zu oft, kritisiert Nora Burghard-Ard.
Zum Beispiel werde sexuelle Gewalt, vor allem von Männern, viel zu oft übersehen.
Auch wenn er Fiktion ist, so basiert der Roman dennoch auf aktuellen Entwicklungen. Denn die Autorin schildert uns, dass sie ganze Sätze für die ausgedachten rechtsextremen Parteien 1:1 aus dem Parteiprogramm der AFD übernommen hat.
Dass die Realität teilweise schon ihre Fiktion überholt, ist für Burghard-Ard nicht überraschend. Dennoch sagt sie: „Es war eigentlich nicht als Realitätsentwurf gedacht. Es sollte eigentlich eine Dystopie sein“.
Diese Zukunftsversion habe sie geschaffen, um zu zeigen, wie eine Welt (in der nahen Zukunft) aussehen könnte, sagt die Autorin außerdem. Mit dieser Version im Hinterkopf sollten wir nun überlegen, was wir tun können, um eine Verwirklichung einer solchen Realität zu verhindern.
Zum Schluss gibt die Autorin uns Schülern etwas auf den Weg. Nämlich, nicht wegzuschauen, sondern stärker aufzutreten und zu handeln, denn rechtsextreme Meinungen seien heutzutage viel zu normalisiert.
Herzlichen Dank an Nora Burghard-Ard für die beeindruckenden Einblicke, und auch an Herrn Ruckes, der die Lesung toll moderiert hat.
(Chiara Q1)